Was blieb, war ein Mittagessen im Restaurant Gordon Ramsay.
Wenn Fachwissen & Handwerk der Gastgeber die manchmal überzogene Erwartungshaltung der Gäste mit Leichtigkeit abholen und vollends befriedigen, dann schweigt man lieber und geniesst.
Restaurant Gordon Ramsay.
Dezember 2013.
Hässliches Wetter über London. Nebel. Sturm. Regen. Nass. Alle Flüge von Zürich nach London gestrichen. Nichts geht mehr.
Auf uns warten zwei MEGA-Tickets für ein WET WET WET Konzert in der O2 Arena, London. VIP-Limoservice, Meet & Greet, Food & Drinks, erste Reihe mit jedem erdenklichen Luxus.
Alles Monate im Voraus gebucht, bezahlt und nun rennt uns die Zeit davon. Das Konzert beginnt in 8 Stunden und wir stehen am Flughafen in Zürich.
Aussichtslos.
Game over.
Zum Mittagessen nach London?
Macht man das? Darf man das? Wie dekadent ist das?
Aber zurück zum Sauwetter.
Meine durchaus bessere Hälfte ruft also im Hotel beim Concierge an, informiert ihn über unsere missliche Lage, storniert das Zimmer im Hotel London Edition, bittet ihn den Chauffeur abzubestellen und – dass ich selbst nicht auf den Gedanken gekommen bin, dafür schäme ich mich heute noch, offeriert sie also unsere Konzertkarten an beliebige Hotelgäste, die genau so wie wir wetterbedingt jedoch in London vor Ort feststecken… welch eine selbstlose Geste.
Der Concierge – ganz der englische Gentleman, fragt nach ob die Tischreservierung für den nächsten Tag zum Mittagessen im Restaurant Gordon Ramsay auch verschenkt oder storniert werden soll… Wir überlegen nicht lang und bestätigen ihm, dass wir morgen zum Mittagessen pünktlich erscheinen werden.

Welcome. We’ve been expecting you.
Der Besuch bei Gordon Ramsay lies den letzten Tag und insbesondere den verlorenen Abend ein wenig milde werden. Es war richtig zum Mittagessen nach London zu fliegen. Richtig, weil uns sonst ein Stück der Weltgastronomie entgangen wäre.
Es ist nicht unser Anspruch, nicht unsere Aufgabe oder Stärke, Speisen in Worte zu fassen. Wir sind Geniesser und lassen uns gern den Mund verbieten, wenn alles stimmt und nichts mehr zu sagen gibt. Das, was der Ruf des Restaurants bereits anzukündigen vermochte, passte voll und ganz: Genuss pur.
Humor, Charme und Schlagfertigkeit der Gastgeber steht den himmlischen Speisen im Nichts nach, denn filmreif war unser Entrée. Oh ja!
Wir sind direkt vom Flughafen zum Restaurant gefahren worden. Für paar extra Pfund schlug sich der Taxichauffeur etwas unkonventionell durch das dichte Verkehrschaos Londons – Details lasse ich jetzt weg. Jedenfalls pünktlich zum Lunch betraten wir den Laden und wurden gleich vom Gastgeber empfangen. Ich liess mir nicht nehmen, anzumerken, dass wir noch vor vier Stunden in Zürich am Flughafen waren und jetzt – pünktlich zum Mittagessen, hier in London sind. Schlussendlich wüssten wir Schweizer, was Pünktlichkeit bedeutet…
Daraufhin blickt er auf seine Uhr, schaut mich leicht verschmitzt an und erwidert:
You are two minutes late, Mr. Dudler. We were expecting you.
Grossartig! So wurden wir zu Stammgästen.